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Die jüdischen Feste und deine Reise nach Israel

Ein israelischer Komödiant fasste die Fülle der jüdischen Feste folgendermaßen zusammen: “Sie versuchten uns umzubringen, sie haben es nicht geschafft – lasst uns essen!” In diesem Beitrag fasse ich die Bedeutung der wichtigsten jüdischen Feiertage zusammen – also warum wir feiern und was wir essen.

Für einen Reisenden ist es eine interessante Erfahrung, während eines jüdischen Festes in Israel zu sein, aber die Feiertage machen sich auch unangenehm bemerkbar: es gibt keinen öffentlichen Nahverkehr, alle Läden und Supermärkte sind geschlossen und die Hotelpreise steigen. Auch die Grenzübergänge zum Sinai oder nach Jordanien können geschlossen sein.
Die Feiertage lassen sich in drei Kategorien einteilen: in biblische Feiertage, rabbinische Feiertage, oder solche mit einem Bezug zum Staat Israel. Es folgen nur die wichtigsten Feiertage, diejenigen, die den Alltag in Israel am meisten beeinflussen. Hinweis: der jüdische Tag beginnt am Vorabend bei Sonnenuntergang! Wenn Pessach am 11. April 2017 ist, dann ist das Pessachmahl, der Seder, am Abend des 10. April.

Rosh HaShanah – das jüdische Neujahr

In der Bibel heißt es, dass Pessach den Beginn des neuen Jahres markiert, aber aus unerfindlichen Gründen wurde Neujahr seit dem 1. Jahrhundert am 1. Tischri, ursprünglich der 7. Monat des jüdischen Kalender, jestzt der erste Monat des jüdischen Jahres, gefeiert.
Datum: 30. September 2018, 19. September 2020.
Was passiert: Familien essen zusammen. In der Synagoge findet ein besonderes Gebet statt, bei dem das Shofar, ein Widderhorn, geblasen wird.
Was man isst: Äpfel mit Honig, Datteln und Granatapfel.

Shofar

Jom Kippur

Jom Kippur bedeutet Versöhnungstag und ist nach jüdischem Verständnis der höchste Feiertag. Die zehn Tage zwischen Rosh HaShanah und Jom Kippur sind Tage der Umkehr, an denen man Gott um Vergebung bittet, aber auch die Versöhnung mit Menschen sucht, die man verletzt hat. An Jom Kippur “besiegelt” Gott sein Urteil über jeden einzelnen für das kommende Jahr.
Datum: 9. October 2019, 28. September 2020.
Was passiert: Dies ist ein ganz besonderer Tag. Das ganze Land steht still – keine Flugzeuge landen, kein Geschäft hat offen, keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, keine Autos auf der Straße, kein Fernsehprogramm, in Hotels wird kein Essen serviert. Viele beten in den Synagogen (an diesem Tag sind die Synagogen am vollsten). Viele säkulare Juden, die den Tag nicht in der Synagoge feiern, bleiben zuhause oder fahren Fahrrad auf den leeren Schnellstraßen.
Was man isst: Nichts, man fastet – etwa 2/3 der Juden in Israel fastet an Jom Kippur.

Jom Kippur in Tel Aviv – Fahrrad fahren auf Schnellstraßen.

Sukkot

Sukkot, auf Deutsch als Laubhüttenfest bekannt, hat eine doppelte Bedeutung. Die erste ist eine landwirtschaftliche: das Ende der Ernte. Sukkot ist eines der drei Wallfahrtsfeste. Als in Jerusalem noch der Tempel stand, gingen alle jüdischen Männer an Pessach, Shavuot und Sukkot dorthin um zu beten und den Priestern Gaben von ihren Feldern zu bringen. Daneben erinnert Sukkot an den Auszug aus Ägypten und die 40jährige Wanderschaft durch die Wüste, während der die Israeliten nur in improvisierten Hütten lebten. Gläubige Juden essen – und manche schlafen – eine Woche lang in einer provisorischen Hütte (Sukkah), die sie draußen errichten.

Datum: 14-15. Oktober 2019, 3-4. Oktober 2019.
Was passiert: Du wirst viele Sukkahs auf Balkonen und vor den Häusern sehen. Jeden Tag wird ein besonderes Gebet gesprochen, während mit den Vier Arten gewedelt wird, vier Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden.
Was man isst: Sukkot ist das einzige jüdische Fest, das keine bestimmten Gerichte kennt. Viele essen Früchte aus Israel.

Eine nicht besonders hübsche Sukkah vor einem Restaurant in Tel Aviv.

Simchat Torah

Every week Jews read a portion of the Torah (the first part of the Jewish Bible) in synagogues. On Simchat Torah, which means “Rejoicing with the Torah”, Jews celebrate the conclusion of the annual cycle of Torah reading, and the beginning of a new cycle.
Jede Woche lesen Juden einen Abschnitt der Torah, des ersten Teil der jüdischen Bibel, in den Synagogen. An Simchat Torah, was “sich an der Torah erfreuen” bedeutet, feiern Juden den Abschluss des jährlichen Torah-Lesezyklus und den Beginn eines neuen Lesezyklus.
Datum: 22. Oktober 2019, 11 Oktober 2020.
Was passiert: Nicht viel. Menschen machen Musik und tragen die Torah bei einer Prozession aus der Synagoge heraus.

Hanukkah

Hanukkah ist auch als Lichterfest bekannt. Es markiert die Rückeroberung des Zweiten Tempels während der zweiten Revolte gegen das Reich der Seleukiden im Jahr 164 v.Chr. Der Aufstand, der von den Makkabäern begonnen wurde, endete mit einem jüdischen Sieg und einem kleinen, unabhängigen jüdischen Staat. Das Fest dauert acht Tage. Im Gegensatz zu anderen Festen, die auf die Torah zurückgehen, wurden Hanukkah und Purim von den Rabbinern eingeführt.
Datum: 23-30. Dezember 2019, 11-18. Dezember 2020.
Was passiert: Am ersten Tag werden auf einem neunarmigen Leuchter eine große und eine kleine Kerze entzündet, an jedem weiteren Tag eine weitere kleine Kerze, bis am letzten Tag auf allen Armen Kerzen brennen.
Was man isst: Sufganiot (gefüllte Krapfen, wie Berliner), Levivot (Kartoffelpuffer, Reibekuchen).

Chanukkah-Leuchter vor der Klagemauer.

Purim

Purim wird nicht nur nicht in der Torah erwähnt, die Geschichte ereignete sich auch nicht im Land Israel, sondern im antiken Persischen Reich. Juden lebten dort seit dem Babylonischen Exil (586 v.Chr.). Haman, einer der Berater des persischen Königs, plante die Juden ermorden zu lassen. Mordecai und seine Cousine Esther, die persische Königin wurde, konnten dieses Los (“pur” auf Hebräisch) abwenden und Haman und seine Helfer wurden hingerichtet.
Datum: 21. März 2019, 10 März 2020.
Was passiert: Man verkleidet sich; in den Synagogen wird das Buch Esther gelesen.
Was man isst: Osnei Haman (Hamans Ohren) – ein dreieckiges Gebäck mit Mohnfüllung. Man trinkt Alkohol und tauscht Süßigkeiten als Geschenke aus.

Pessach

An Pessach wird der Auszug der Juden aus Ägypten und damit die Befreiung aus der Sklaverei gefeiert. Pessach bedeutet “vorbeigehen” und bezieht sich darauf, dass Gott an den Häusern der Israeliten vorüberging und ihre Kinder am Leben ließ, während die Erstgeborenen der Ägypter als eine der zehn Plagen starben. Als der Tempel in Jerusalem noch stand, fand während Pessach eine große Wallfahrt zum Tempel statt, wo den Priestern die Erstlingsgaben übergeben wurden.
Datum: 20. April 2019, 9. April 2020. Das Fest dauert sieben Tage und Geschäfte sind am ersten und am letzten Tag geschlossen.
Was passiert: Familien versammeln sich zum Seder, einem langen Mahl, das eine Lesung aus der Haggadah umfasst, die die Geschichte des Auszugs aus Ägypten nacherzählt.
Was man isst: Es gibt viele traditionelle Pessach-Gerichte, aber das wichtigste ist Matze, ungesäuertes Brot. Für eine ganze Woche gibt es nichts Gesäuertes, Chametz, in Israel zu kaufen. Chametz umfasst alle Mehlprodukte, die mit Wasser vermischt wurden und mehr als 18 Minuten gegangen sind.

Der Sederabend.

Jom HaSikaron (Volkstrauertag)

An diesem Tag gedenkt Israel seiner gefallenen Soldaten. Da es in jeder Dekade einen Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten gegeben hat, haben viele Israelis Freunde oder Verwandte verloren.
Datum: 8. Mai 2019, 28. Mai 2020.
Was passiert: Viele Israelis besuchen Militärfriedhöfe, auf denen Gedenkfeiern stattfinden. Zwei Mal (am Vorabend, also zu Feiertagsbeginn, und um 11 Uhr morgens) ertönt im ganzen Land eine Sirene, die zu einer Schweigeminute aufruft. Solange der Sirenenton zu hören ist, halten die Menschen in ihrer Tätigkeit zum Gedenken inne.

Jom HaAzma’ut (Unabhängigkeitstag)

Am Tag nach Jom HaSikaron feiert Israel seine Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1948.
Datum: 9. Mai 2019, 29. Mai 2020.
Was passiert: Feierlichkeiten, Darbietungen und Feuerwerk in allen größeren Städten.
Was man isst: Viele grillen in den Parks.

Shavuot (Wochenfest)

Shavuot means ‘weeks’ in Hebrew and it is celebrated seven weeks after Pesach. Together with Pesach and Sukkot, it was one of the three pilgrimages to the Temple in Jerusalem. Like many of the Jewish festivals it is connected to the land, and Shavuot is the festival of the grain harvest. Another event that is celebrated in Shavuot is the day God gave the Torah to the nation of Israel on Mount Sinai.
Shavuot bedeutet “Wochen” auf Hebräisch und wird sieben Wochen nach Pessach gefeiert. Neben Pessach und Sukkot war Shavuot eins der drei Wallfahrtsfeste, an denen man zum Tempel im Jerusalem hinaufzog. Wie viele jüdischen Feste ist auch Shavuot mit dem Land verbunden – es ist das Fest der Kornernte. Ein weiterer Aspekt ist die Feier der Übergabe der Torah durch Gott an Moses am Berg Sinai.
Datum: 9. June 2019, 29. Mai 2020.
Was passiert: In vielen Kibbuzim und Dörfern finden Feierlichkeiten statt, bei denen die neue Ernte und neugeborene Kinder präsentiert werden. In den Synagogen wird das Buch Ruth gelesen und die Torah die ganze Nacht studiert.
Was man isst: Milchprodukte.

Tisha B’Av

Tisha B’Av bedeutet der Neunte des Aw (des elften Monats im jüdischen Kalender). Es ist ein Fastentag in Erinnerung an die Zerstörung der beiden Tempel. Der Erste Tempel wurde von den Babyloniern im Jahr 586 v.Chr. und der Zweite Tempel im Jahr 70 n.Chr. von den Römern. Es ist wichtig zu wissen, dass die Tempel das Zentrum des jüdischen Glaubens waren. Die Gebete, die heute gesprochen werden, ersetzen die Opfer, die im Tempel dargebracht wurden.
Datum: 11. August 2019, 30. July 2020.
Was passiert: Viele Restaurants und Unterhaltungsangebote sind geschlossen. Etwa 20 % der jüdischen Bevölkerung fastet.
Fϋr weitere Informationen: Jewish Holidays

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2 Antworten

  1. Hi, kannst Du uns einen Tipp geben? Wir wollen zwei oder besser drei Wochen auf eigene Faust durch Israel reisen. Erstes Mal, wir waren noch nie dort. Frühestens Mitte September (2019) können wir los, Ende November spätestens müssen wir zurück sein. Vermutlich ist es nicht so schlau, den Urlaub so zu nehmen, dass Jom Kippur, Sukkot und Simchat Torah 100 % in unsere Urlaubszeit fallen, oder? Würdest Du uns empfehlen, früh zu fahren und gleich nach Jom Kippur heim. Oder besser später los, auf Jom Kippur verichten und nur noch Ausläufer des Laubhütten Fests mitzunehmen? Oder sogar erst, wenn alle Feste vorbei sind. Verpassen wir dann viel? Danke im Voraus

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